Das Restaurant Sonnenberg hoch über den Dächern von Zürich mit dem unglaublich schönen Ausblick ist für mich auch ein bisschen Heimat, da ich über zehn Jahre am Hegibachplatz unter dem Sonneberg gewohnt habe. Es ist auch ein Zurückkommen, denn vor mehr als dreizehn Jahren absolvierte ich bei Jacky Donatz, dem jahrelangen Patron des Sonnenberges, ein Praktikum.
Ich war sehr neugierig, zu sehen, was der altbekannte Gault Millau Koch Marcus G. Lindner als neue Besetzung des Traditionsrestaurants Sonnenberg aus der klassischen Karte macht und schliesslich auf die Teller zaubert.
Die Klassiker wie das Kopfsalatherz, die Mezzelune, das Kalbskotelett, das Siedfleisch, das Cordon bleu, etc. sind nach wie vor auf auffindbar und wurden vom Patron Donatz übernommen.
Ich entschied mich für die Balik-Lachs-Variation mit Avocado und getrockneten Datterini Tomaten, die wirklich toll präsentiert aber sehr klassisch angerichtet wurden, was meines Erachtens aber sehr gut zum Stil vom Sonnenberg passt.
Meine Begleitung nahm das pikante Rindsfilet Tatar mit mariniertem Kürbis und Belper Knolle. Der Tatar wird sehr schön präsentiert und ist mit den begleitenden Geschmäckern eine spannende Abwechslung. Natürlich werden die Gerichte im Sonnenberg nicht mehr auf dem Niveau vom Mesa präsentiert, wo Lindner damals 18 Punkte hatte.
An diesem lauen Sommerabend ging es für mich mit einer zweiten Vorspeise weiter. Das Vitello Tonnato mit Spicy Tuna-Tatar und Olivetti Tomaten passten sehr gut zu den Temperaturen.
Meine Begleitung wagte sich an den Sonnenberg Klassiker. Das geschnetzelte Kalbfleisch mit Rahmsauce und Rösti.
Die Preise sind immer noch dieselben wie damals, als ich im 2004 mein Praktikum im Sonnenberg absolvierte. Die Vorspeisen liegen zwischen CHF 18.– und 46.–. Die Hauptgänge gibt es von CHF 38.– bis 84.–. Schliesslich bezahlt man ja die Aussicht mit. Die Bedienung war sehr freundlich und aufmerksam.
Es war ein wunderschöner Abend. Alles hat gestimmt. Bis auf diese Kritikpunkte: Die Vorspeisen hätten für meinen Geschmack gerne etwas würziger sein können. Weder das scharfe Tatar noch das Spicy Tuna Tatar waren spicy. Dann das neu inszenierte Kalbsgeschnetzeltes an der Schaumsauce war nicht sehr passend zu der klassischen Rösti. Die Portion fiel auch eher klein aus. Ein Kalbsgeschnetzeltes gehört in eine richtig intensive, sämige Rahmsauce mit Jus.
Das Restaurant war aber für einen solch schönen warmen Freitagabend nicht ausgebucht. Das überraschte mich sehr.
Der Sonnenberg ist aber, wenn man die „währschafte“ Schweizer Küche mag oder sich die neuen Kreationen von Marcus G. Lindner zu Gemüte führen möchte, auf jeden Fall einen Besuch wert.
Adresse: Restaurant Sonnenberg, Hitziweg 15, 8032 Zürich, +41 44 266 97 97, www.sonnenberg-zh.ch
Öffnungszeiten: Täglich von 11:30 bis 24:00 Uhr, Küche bis 22:00 Uhr