Vreni Giger machte sich mit der Bio-Küche bereits einen Namen, noch bevor diese zum Trend wurde. Ihr Koch-Philosophie entspricht auch der meinen; saisonale Bioprodukte, regionale Produzente und Kräuter vom eigenen Garten – sehr sympathisch.
Das Interieur ist relativ schlicht gehalten. Nur die farbigen Stühle sind ein Eye-Catcher. Die vielen weissen Lampen an der Decke runden die gute Stimmung ab.
Für einen Samstagabend im Januar war das Lokal fast ausgebucht. Es gab nur ein paar Absagen krankheitshalber, dies sei im Winter leider des Öfteren der Fall, erwähnte Vreni.Wir stimmten uns mit einem Glas Champagner ein und freuten uns auf das gesamte Menu, mit der Weinbegleitung von Vrenis innovativem Sommelier.
Drei kleine Häppchen kommen miteinander auf den Tisch; zum einen Randen Mürbteig, Frischkäse und Randen Streifen an leichtem Essig angemacht. Durch die Rande schmeckte die Kreation sehr süsslich, knusperig und fein. Daneben ein Minilattich-Salatblatt, mit Trüffelmayonnaise, gerösteten Baumnüssen und frisch gehobeltem St. Gallertrüffel. Dieses Häppchen war durch den Salat sehr knackig und frisch, aber auch chrunchy durch die Nüsse und mit dieser Note des Trüffels sehr umami, yammi. Das Dritte im Bunde war ein kleines Sandwich mit Petersilienwurzelmousse, das eher dezenter im Geschmack erschien.
Die Brotvariation wurde von Preiselbeerbutter umgarnt, die trotz ihrer Süsse, auch salzig und leicht bitter war. Hier imponierte mir neben dem Geschmack natürlich die pinke Farbe. Meine Lieblingsfarbe J. Daneben die Butter mit Fleur de Sel und Kräuterquark.
Anschliessend wurde uns ein kleiner Gruss aus der Küche serviert. Ein Räucheraal, Gurke – Sauerrahm – Apfelgelée – Oona Kaviar – Dill – wow! Eine erfrischende, herrliche passende Kombination im Zusammenspiel der Geschmäcker.
— Taube —
Der erste Wein den man uns zur Taube kredenzte, hörte auf den speziellen Namen Grünspiel (2010 aus dem Elsass). Ein Süsswein mit Riesling, Pinot Noir und Gewürztraminer Anteilen.
Der Grünspiel zur Taube war eine sehr positive Überraschung. Von der Taube gab es ein Stück Brust, eine Praline mit Leber im Inneren, die geschmacklich gut zur Geltung kam. Begleitet von Steckrübenperlen, Steckrübenpüree, Steckrübenchips, Haferwurzel, Schwarzwurzel paniert und Backpflaumen. Alles in allem ein super harmonisches Gericht, sehr schön angerichtet und ganz nach dem Motto, das Auge isst mit.
— Königszander —
Zum Königszander hat sich der Sommelier auch wieder etwas sehr Spezielles ausgedacht. Ein Schaumwein von den Äpfeln namens Ingrid aus Dänemark aus der Andersen Winery. Ich kenne das von Frankreich in der Méthode champenoise hergestellt als Cidre. Sehr prickelnd, vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig zu diesem Gang, aber durchaus machbar.
Der Königszander kam mit einem Lardo. Das fand ich sehr originell, denn so ist die salzig Komponente bereits enthalten. Der Zander wurde super cross auf der Hautseite gebraten und kam in Kombination mit Randenlack, Randenpüree, Randenchips, Preiselbeeren und Bergspeckschaum. Sehr gelungen auch diese Kombination.
— Bachforelle —
Weiter geht’s mit einem Chardonnay, 2013er Velabona – auch eher eine untypische Traubensorte aus dem Tessin, von Christian Zündel. Er war hervorragend. Auch mit dieser leichten Säure im Abgang passte er perfekt zur zarten Bachforelle. Die leicht bittere Note des Chiccorrées, die Bergkartoffel – fast wie ein Chip – und die intensive Dillcreme machten auch diesen Gang zu einem wahren Genuss.
— Alpsteinpoulet —
Der erste Rotwein nun, ein Blauburgunder Reserva von Wegelin, ein Pinot Noir – herrlich. Das Alpsteinpoulet mit diesem Spinatpüree, Kohlrabi und nochmals dem St. Galler Trüffel gaben einen sehr lieblichen Gang ab. Nichts herrschte vor, alles war im Gleichgewicht.
— Geschmorter Kalbsschwanz und Herzmilken —
Nun wurde das Ganze kräftiger – Luenzo, ein 2008er aus der Region bei San Gimignano. Diesen schönen Ort muss man einfach erwähnen! Die Traubensorten Sangiovese und Colorino, von Cantine Cesani. Der Wein wurde uns zu geschmortem Kalbsschwanz serviert. Dazu kamen Herzmilken in Panade und ein Stück vom Filet. Mit etwas Winterkohl, Red Love und kräftigem Jus, alles perfekt.
— Rücken vom Österreichischen Reh —
Juhu, wir gehen ins Bordeaux; ein 2008er Clerc Milon von Pauillac kredenzte uns der Sommelier zum Rücken des österreichischen Rehs. Dazu gab es gebratene Kräuterseitlinge, Rosenkohlblätter, geröstete Haselnüsse und das alles auf einer unglaublich feinen Haselnusscreme. Auf dem Rehrücken – es sah aus wie gehobeltes Holz – lagen Späne vom getrockneten Rehfilet. Das gab dem Fleisch eine noch intensivere Note. Eine sehr spannende Wildkreation.
— Käseauswahl —
Portwein oder Chateau de Ceron, 2008er von Bordeaux – für mich keine Frage; der Süsswein aus dem Bordeaux natürlich! Dies bot zum Käsegang ein extrem feines Bouquet. Obwohl ich schon fast nicht mehr mochte, aber Schweizer Käse liebe ich und kann ich nicht auslassen.
Ausser dem bekannten Jersey Blue vom Willi Schmid aus dem Toggenburg, waren die restlichen Käse von den bekannten schrillen Yummi`s aus Bern. Dazu gab es ein kleines Stück «Toggenburger Schlorzifladen», der bei mir auch oft auf der Karte steht, einfach etwas Einheimisches, Spezielles und immer wieder sind die Gäste davon begeistert. Schliesslich kommen meine Eltern auch aus dem Toggenburg.
— Kerbelwurzel —
Last but not least das süsse Ende. Weintechnisch bleiben wir ebenfalls süss. Das trank ich zuvor noch nie; ein Süsswein aus Mallorca – Dolc de Saval beim Namen. Ein Muscat von Miquel Gelabert.
Die Kerbelwurzel kenne ich so nicht, sprich ich habe sie auf diese Art zubereitet noch nie gegessen – eine Kreation von Hefe-Eis, Sablée mit grünen Wurzel-Perlen, wie Kerbelwurzel selber – einfach ein Gedicht zum krönenden Abschluss.
Wer sich gerne auf hohem Koch-Niveau, über den Dächern von Zürich im Restaurant Rigiblick von der «Grand Dame der Schweizer Bio-Küche» verwöhnen lassen möchte, ist hier sicherlich an der richtigen Adresse. Wir kommen zu einem besonderen Anlass gerne wieder. Es erwartet Sie Genuss pur.
Adresse: Restaurant Rigiblick, Germaniastrasse 99, 8044 Zürich, 043 255 15 70, www.restaurantrigiblick.ch
Bistro: täglich 7.00 – 23.00
Gourmet: Sonntag/Montag geschlossenm, Dienstag bis Samstag 19.00 – 23.00