Schon als Kind war Melanie Brugger klar, dass sie künstlerisch-kreativ tätig sein möchte. Mit dreizehn Jahren kreierte sie bereits erste Fünf-Gänge-Menus und setzte sich mit Farben und Formen auf Gemälden auseinander.
Nach dem Studium zur Visuellen Gestalterin an der Fachhochschule in St. Gallen wandte sich Melanie Brugger fast ausschliesslich dem Kochen zu. Inspiriert von der Haute-Cuisine begab sie sich in die Selbstständigkeit und setzte sich zum Ziel, in ihrem Schaffen die Kreativität mit der Kulinarik zu verbinden.
Interview
Liebe Melanie, im Jahr 2004 hast du dein eigenes Catering-Unternehmen gegründet. Hinter dir lag damals ein interessanter und zugleich ungewöhnlicher Werdegang. Kannst du uns etwas darüber erzählen?
(lacht) Ungewöhnlich daran war bestimmt, dass ich schon in der Sekundarschule mit Bestimmtheit wusste, dass ich Textildesignerin werden wollte. Ich malte schon immer gerne mit dem Pinsel Bilder. Insbesondere das Entwickeln von Mustern war eine grosse Passion von mir. Darum entschied ich mich nach dem Vorkurs dazu, meine Ausbildung in einem kleinen Atelier als Textildesignerin zu absolvieren.
Leider gab es damals nur noch wenige Firmen im Bereich des Textildesigns und ich orientierte mich bald auf Grafikdesign um. Hierzu absolvierte ich das Studium als visuelle Gestalterin. Grafik wurde jedoch nie zu meiner Passion, da man in dieser Branche für meinen Gusto viel zu viel am Computer arbeiten muss, was ich eigentlich nie anstrebte.
In der Zeit, als ich mein Koch-Kunstbuch verfasste, wurde mir bewusst, dass Kochen meine wahre Leidenschaft war. Nach der Schule wagte ich schliesslich den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete Mel B. Catering.
Eine eigene Firma zu gründen ist ein grosser Schritt und braucht Mut. Wie hast du deine Firma im Markt positioniert bzw. worin siehst du deinen USP?
Der Schritt in die Selbstständigkeit war sicher mutig, die Risiken hielten sich jedoch in Grenzen. Gekocht habe ich damals in meiner Zweizimmer-Wohnung und ausgeliefert mit dem Auto meiner Eltern (lacht).
Zudem konnte ich mich mit meinem Konzept Kochen=Kunst ziemlich klar positionieren. André Jaeger, der 19 Gault Millau Koch von der ehemaligen Fischerzunft in Schaffhausen schrieb damals das Vorwort meines Koch-Kunstbuches und meinte, dass mein Konzept unique sei und er niemanden kenne, der Malen und Kochen in dieser Form vereine.
Zu Beginn meiner Selbstständigkeit durfte ich ziemlich oft mein Konzept Kochen=Kunst verkaufen. So malte ich für Restaurants Bilder, die im Gastraum ausgestellt wurden. Mit dem dortigen Koch entwickelte ich analog dazu Gerichte, die im Gasthaus zu den Bildern präsentiert werden konnten. Ein Erlebnis für alle Sinne!
Leider ist das Konzept ziemlich teuer, da alles sehr aufwendig entwickelt werden muss. Das können sich nicht viele leisten. So präsentierte sich die Kunst auch immer mehr ausschliesslich auf dem Teller.
Speziell an mir ist sicher auch meine Herkunft. Aufgrund meines bengalischen Ursprungs würde man erwarten, dass ich auf die asiatische Küche spezialisiert wäre. Effektiv koche ich aber im Bereiche der Haute Cuisine – dieser vergänglichen Kunst, die kurz nach der Präsentation auf dem Teller in den Mündern der Gäste verschwindet. (lacht)
Auch wenn das Bild des fertig angerichteten Menus auf dem Teller nur von kurzer Dauer ist, kann ich nicht genug betonen, wie wichtig es mir ist, dass nicht nur der Gaumen, sondern auch das Auge mitisst. Das Gesamtwerk muss stimmen!
Wie du bereits erwähnt hast, kommst du ursprünglich aus Bangladesch. Mit fünf Monaten bist du von deinen Schweizer Eltern adoptiert worden, weshalb du wohl keine Erinnerungen an dein Herkunftsland hast. Hast du trotzdem das Gefühl, dass dein Ursprung einen Einfluss auf deinen Kochstil hat?
Einmal war ich bisher in Bangladesch. Mir schien, dass dort eine Frau, die kochen kann, ein hohes Ansehen in der Familie und Gesellschaft geniesst. Wahrscheinlich ist dies eine Fähigkeit, mit der man dort den Mann besser halten kann (lacht). Wie auch immer, für mich ist Kochen etwas absolut Zentrales und Selbstverständliches.
Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass meine Farbenfreude den Ursprung in der omnipräsenten Farbenpracht der bengalischen bzw. indischen Kultur hat. Man denke beispielsweise an die Saris oder die bunten Gewürze. Genauso farbenfroh mag ich es auf dem Teller.
Auch beim Essen gibt es Analogien. Ich bin ein Mensch mit Temperament und entsprechend sind auch meine Gerichte gewürzt (lacht)