Einleitung
Wie es der Zufall wollte, gaben mein Mann und ich uns vor 10 Jahren ebenfalls das Ja-Wort im «Zunfthaus zur Waag». Auch wir haben uns bewusst für dieses wunderschöne Haus entschieden, um den Bund der Ehe zu schliessen. Eine Gemeinsamkeit, die Sepp und mich wahrscheinlich noch schneller ins Gespräch führte, worauf der äusserst sympathische Gastgeber uns zu einem sehr schönen und feinen Abend im historischen Gebäude einlud.
Gastgeber
Dass schon Sepp Widmers Vater Gastwirt war, überrascht nicht weiter, sieht man die Professionalität, mit welcher der Gastgeber im Zunfthaus ans Werk geht. Mit der Gastronomie im Blut kümmert sich Sepp liebevoll um seine Gäste, für die nicht nur das Essen, sondern auch Sepps Annekdoten und Humor jederzeit ein Besuch in seinem Haus wert ist. Nie verliert er den Überblick, kümmert sich trotzdem stets mit voller Aufmerksamkeit auf das Gespräch und verpasst keinen Gast herzlich zu begrüssen oder ihn am Ende des Abends seine Glückwünsche auf den Heimweg zu schicken.
Und dies auf drei Etagen. Sepp ist ein Mann, der seine Passion lebt. Mit grösstem Engagement, viel Herzblut und österreichischem Charme leitet er den Betrieb. Es liegt ihm am Herzen, dass seine Gäste rundum zufrieden sind und er ihre Erwartungen erfüllen kann. Es war mir und meinem Mann eine wahre Freude Sepp kennen zu lernen.
Geschichte
1287, kurz vor der Gründung der Schweiz, wurde der Grundstein für das «Zunfthaus zur Waag» gelegt, welches heute noch eines der sieben alten Zünfte beherbergt. 1630 erwarb die Zunft das östlich anstossende Haus «Zum geilen Mönch». Beide Gebäude wurden abgetragen und anstelle das heutige «Zunfthaus zur Waag» erstellt.
Das im Renaissancestil mit Anlehnung an die Gotik konstruierte Haus erfuhr 1778 eine Renovation, bei der die Säle mit Nussbaumholz verkleidet und die räumliche Einteilung im Erdgeschoss geschaffen wurde.
Geschichten
Aber nicht nur die Geschichte des Zunfthauses hatte uns gepackt. An diesem Abend schaffte es Sepp nebst seinen Gästen doch einige Zeit mit uns zu verbringen und erzählte uns viele Anekdoten aus seinem bewegten Leben. So zum Beispiel, dass er Obdachlose, die ihn um einen «Stutz» anfragen, kein Geld gibt, sondern sie zum Essen in sein Gasthaus einlädt. Wenn sie kommen, setzt er sich zu ihnen und spricht mit ihnen über Gott und die Welt. Zu seinen Gästen zählt die ganze Bandbreite, wobei die Gäste des Dolders oder Baur au Lacs nicht fehlen dürfen. Natürlich können sie bei Sepp zum gut bürgerlichen Essen einen Châteu Lafite Rothschild oder einen Cheval Blanc geniessen. Aber auch das kleine Budget findet seinen exquisiten Tropfen. Sepps Weinkarte spiegelt sein beeindruckendes Interesse und Wissen über Wein. Er beschäftigt sich damit hauptsächlich für seine Gäste. Deshalb ist die Weinkarte auch mit einigen tollen Raritäten bestückt. Viele Weine sind aber hier von der Region, mit denen er sich auch bestens auskennt.
Zünftig Geniessen
Uns wurde die Fois Gras zur Vorspeise empfohlen. Gerne befolgen wir diesen Rat. Die Fois Gras ist auf den Punkt gebraten, wird auf Briochetoast angerichtet und mit Kirschen und Portweinjus serviert.
Zur Vorspeise brachte uns Sepp drei verschiedene Weissweine. In der Blind Degustation durften wir erraten, um welche Trauben es sich handelt. Leider lagen wir bei allen daneben. Sogar hinter dem vermuteten Sauternes steckte ein Süsswein aus Zürcher Rebe. Letzterer begleitete den ersten Gang virtuos.
Zum Hauptgang wählte mein Mann das Traditionsgericht «Kalbsgeschnetzeltes nach Zürcher Art» mit Butterrösti und Kalbsnieren, während ich ein Rib Eye Steak vom Rind mit Chili-Limetten-Hollandaise, Frühlingskartoffeln und gebratenen Blumenkohl bestellte. Beides schmeckte erstklassig.
Auch zum Hauptgang durften wir von vier Rotweinen degustieren. Zum Hauptgang kredenzten wir schliesslich einen Château Faugères Cran Cru Jahrgang 2009.
Vor vielen Jahren hat Marcel Chardon, Besitzer einer feinen Konditorei am Rennweg in Zürich, seines Zeichens Waagzünfter, sein Rezept vom Schokoladenmousse dem damaligen Zunftwirt verraten. Da ich Schokoladenmousse liebe, war meine Dessert Bestellung sofort klar. Es war unübertrefflich fein.
Als zweites Dessert wählten wir das Joghurt-Passionsfruchtmousse mit Himbeersorbet und frischen Beeren. Ebenfalls ein Traum.
Bankette und Hochzeiten
Im Traditionshaus befinden sich exquisite Räumlichkeiten wie der historische Zunftsaal, das kleinere Zunftstübli und das Waagstübli, in denen besondere Anlässe wie Hochzeiten, Geburtstage und Firmenanlässe gefeiert werden können. Vom Apéros bis zu Bankette kann alles gebucht werden.
Eine Portion Zürcher Tradition geniessen
Für mich ist das «Zunfthaus zur Waag» ein Ort an den ich sehr gerne zurückkehren werde. Nur schon um mich von Sepps fantastischen Geschichten betören zu lassen und Klassiker wie das Kalbsgeschnetzeltes nach «Zürcher Art» mit Butterrösti und Kalbsnieren oder das Wiener Schnitzel zu essen und dazu einen guten Tropfen zu trinken. Nicht zuletzt aber um die Aussicht auf den schönen Münsterplatz zu geniessen.
Zunfthaus zur Waag
Münsterhof 8
8001 Zürich
T +41 44 216 99 66
www.zunfthaus-zur-waag.ch